Köln, 16.11.2016. Mit Stolz blickt die Prader-Willi-Syndrom Vereinigung Deutschland e.V. (PWSVD) auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück: Der Verein wurde am 16. November 1991 von 50 Eltern mit PWS-Kindern in Gronau als Selbsthilfegruppe gegründet und zählt mittlerweile über 750 Mitglieder. Das Prader-Willi-Syndrom (PWS) ist eine seltene Behinderung, die durch einen Gendefekt hervorgerufen wird, der bei jedem 15.000sten Neugeborenen auftritt. Aufgrund einer Störung im Zwischenhirn kommt es in unterschiedlichen Ausprägungen zu verschiedenen Symptomen: Esssucht, Wutanfälle bei unerwarteten Situationen, Kleinwuchs, Muskelschwäche, kognitive Beeinträchtigungen und Sprachbehinderungen. Im frühen Stadium kann medizinisch und therapeutisch viel erreicht werden, so dass Menschen mit PWS auch mit ihrer Behinderung ein zufriedenes Leben führen können. Jedoch sind die Lebensbedingungen trotz intensiver Vereinsarbeit noch nicht optimal. „Wir sind längst nicht am Ziel unseres Wirkens angelangt“, sagt Inga Koenen, Vorstandsvorsitzende der PWSVD. „Im Rahmen von Inklusion wünschen wir uns den weiteren Ausbau eines differenzierten, heimatnahen Wohnangebots für Menschen mit PWS. Mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben muss auch in Beruf und Freizeit möglich werden.“
Deshalb war und ist die Schaffung von spezifischen Wohnangeboten für Menschen mit dem PWS ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt des Vereins. War dies bei Vereinsgründung noch Utopie, existieren heute deutschlandweit über 17 Wohneinrichtungen mit mehr als 400 Plätzen.
Die Anforderungen an die Eltern von Menschen mit PSW, Erzieher und Betreuer sind extrem hoch, da man mit herkömmlichen Kenntnissen über Behinderungen nicht weit kommt. „Deshalb ist uns der Wissenstransfer und Austausch unter unseren Mitgliedern sehr wichtig. Die meisten Eltern, die gerade die Diagnose bekommen haben, sind erstmal schockiert“, so Inga Koenen. Im Austausch mit anderen Eltern merken sie dann aber schnell, dass sie mit ihren Problemen aufgefangen werden. „Wir bieten jährlich 25-30 Workshops und Tagungen an, organisieren Freizeiten, publizieren, vernetzen, engagieren uns politisch und beraten Eltern mit PWS-Kindern.“
Viele Wünsche, viele Hoffnungen. Ein Ausblick.
Aktuell arbeitet PWSVD an der Datenbank PraWiData. Hier sollen zukünftig sowohl medizinische als auch auf die Entwicklung insgesamt bezogene Daten von Menschen mit PWS strukturiert zusammengefasst und erfasst werden. Diese umfassenden Patientendaten können unter strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen behandelnden Ärzten, Therapeuten und Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden. „Das PWS ist eine sehr komplexe Erkrankung mit vielen unterschiedlichen Facetten. Leider wissen immer noch viel zu wenig Ärzte und Therapeuten darüber Bescheid. Hier soll PraWiData Abhilfe schaffen. Durch die strukturierte Datensammlung werden wir weitere Erfolge in der Erforschung und Therapie von PWS erzielen und damit unseren Kindern weiter helfen“, resümiert Inga Koenen.
Auch das Thema „Alter und PWS“ gehört zu den Fragestellungen, denen sich die PWSVD in den nächsten Jahren widmen wird. „In den medizinischen Fachbüchern steht nach wie vor, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit PWS bei 40 Jahren liegt. Das ist dank der guten Therapien und des Wissens um das richtige Essensmanagement heute nicht mehr so“, erläutert Inga Koenen. Nun gilt es zu erforschen, wann welche gerontologischen Aspekte bei Menschen mit PWS zum Tragen kommen. Auch wird sich die PWSVD weiterhin um die Vernetzung von Kliniken und Ärzten kümmern, Workshops für Eltern und Mitarbeitende von Betreuungseinrichtungen veranstalten und Publikationen herausgeben und fördern. Bisher gibt es eine Reihe von Zeitschriften und Bücher über die Homepage des Vereins www.prader-willi.de zu kaufen. Dort findet man auch hilfreiche Links und Tipps zum Umgang mit PWS.
Im Fokus steht auch die weitere Professionalisierung der Vereinsarbeit. Die Geschäftsstelle in Köln ist seit kurzem hauptamtlich tätig und zu festen Öffnungszeiten für Mitglieder und Nichtmitglieder Ansprechpartner in allen Fragen zum PWS.
Das Prader-Willi-Syndrom
Bei dem Prader-Willi-Syndrom handelt es sich um eine vielschichtige Behinderung, die hohe Anforderungen an die betreuenden Personen stellt. Es handelt sich um eine selten vorkommende genetisch bedingte Behinderungsform, die mit einer Esssucht, Stoffwechselbesonderheiten, einer meist leichten Intelligenzminderung und Verhaltensauffälligkeiten verbunden ist. 1956 wurde das Prader-Willi-Syndrom zum ersten Mal unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten von den Kinderärzten Andrea Prader, Heinrich Willi und Alexis Labhard beschrieben. Damals konnte man nur Aussagen zu den einzelnen Symptome machen, jedoch nicht zu den eigentlichen Ursachen. Professor Bernhard Horsthemke vom Institut für Humangenetik der Uniklinik Essen ist es zu verdanken, dass seit 1993 das Prader-Willi Syndrom bereits in den ersten Lebensmonaten diagnostiziert werden kann, und nicht erst im Alter von 10 Jahren. Nur wenige Milliliter Blut eines Neugeborenen reichen aus, die klinische Verdachtsdiagnose zu bestätigen oder auszuschließen.
Die Prader Willi Syndrom Vereinigung Deutschland e.V.
Die Prader Willi Syndrom Vereinigung Deutschland e.V. wurde im Jahre
1991 als Eltern-Selbsthilfegruppe gegründet und zählt derzeit ca. 750
Mitglieder. 1996 entstand unter Mitwirkung des Vereins die erste
Wohngruppe für Menschen mit PWS. 2006 wurde der Arbeitskreis Wohnen und
Beschäftigung gegründet. Heute gibt es deutschlandweit 17 ambulante
Wohneinrichtungen mit über 400 Plätzen. PWSVD vernetzt Eltern, Ärzte,
Betreuer, Pfleger und Wohneinrichtungen untereinander. Es werden
Workshops veranstaltet, Freizeiten organisiert, Ansprechpartner und
Kontakte vermittelt, Publikationen veröffentlicht und Einfluss auf die
Politik genommen. Übergeordnetes Ziel ist es, für Menschen mit PWS ein
selbstbestimmtes Leben im Rahmen der individuellen Möglichkeiten zu
schaffen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.prader-willi.de.
Prader-Willi-Syndrom Vereinigung e.V.
Geschäftsstelle – Inga Koenen
Takustrasse 39d, 50825 Köln
Tel.: 0221/84561875 und 0157 / 81804595
E-Mail: info@prader-willi.oit.digital oder
ingakoenen@prader-willi.oit.digital
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